Junge ausländische Mitarbeiter verstärken unser Team in Cottbus

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Der Anteil von Beschäftigten aus dem Ausland ist in Cottbus laut Zahlen der Arbeitsagentur um 30 Prozent gestiegen.
Um langfristig den Bedarf an Fachkräften zu sichern, setzen Cottbuser Unternehmen immer öfter auf Arbeitnehmer ausländischer Herkunft. Beim Unternehmen Arcus Planung und Beratung GmbH liegt der Anteil dieser Beschäftigungsgruppe bei fast 20 Prozent. Damit ist das Unternehmen eine Art Vorreiter.
„Wir suchen in allen Fachbereichen Mitarbeiter, egal ob Architekten, Ingenieure oder Konstrukteure“, sagt Mario Wünsch, einer von drei geschäftsführenden Gesellschaftern des mittelständischen Betriebes.
170 Mitarbeiter beschäftigt Arcus aktuell. 30 davon sind „internationale Kollegen“, wie Wünsch es ausdrückt, die aus allen Teilen der Welt stammen.
Die meisten kommen direkt von den Universitäten. „Wir selbst sind Kooperationspartner der BTU“, sagt Wünsch. Bei dualen Studiengängen fungiert Arcus als Ausbildungsbetrieb. Das Unternehmen vergibt aber auch Stipendien, um möglichst langfristig Fachkräfte an sich zu binden. „Eine 100-prozentige Garantie ist das natürlich nicht“, räumt der Geschäftsführer ein.
Funktioniert hat das bei Kamila Lelo. Die junge Polin ist eine ehemalige BTU-Studentin und arbeitete in ihrer vorlesungsfreien Zeit bereits bei Arcus, wie sie erzählt. Seit dem Vorjahr hat sie eine Festanstellung als Architektin. „Mir gefällt vor allem die Vielfältigkeit der Projekte und der Zugang zu modernen Planungstechnologien“, sagt sie.
Der Kollege am Schreibtisch nebenan Ghassan Alhendi stammt aus Syrien, hat „wegen dem Krieg“ das Land verlassen und kam mit einem Visum nach Deutschland. Jetzt steckt er mittendrin im dritten Semester seines Masterstudiums. Und Ana Miranda aus Brasilien arbeitet als Konstrukteurin, weil ihr brasilianischer Studienabschluss hierzulande nicht anerkannt wird. Das mache ihr nichts aus, wie sie sagt. Auf rund 200 Mitarbeiter will Arcus mittelfristig noch anwachsen, wie Wünsch sagt. Das Unternehmen ist einer der wenigen leistungsstarken Generalplaner in Brandenburg und Berlin. Zu den Auftraggebern gehören Großkonzerne wie ThyssenKrupp, Evonik und MüllerMilch, aber auch öffentliche Auftraggeber. Geplant werden große Industrieprojekte wie Hochöfen, Verzinkungsanlagen, Kraftwerke, Chemieanlagen, Sport- und Bäderzentren, Wohnhäuser sowie Gewerbe- und Brückenbauten in der ganzen Welt. Zu den vielen internationalen Projekten passt auch ein internationales Team, wie Wünsch findet.
Einen Anstieg bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländern in Cottbus belegen auch die Zahlen der Arbeitsagentur: Um 27,5 Prozent ist der Anteil im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Allerdings liegt er mit 2078 Personen im Vergleich zur Gesamtbeschäftigungszahl bei vergleichsweise geringen 4,5 Prozent.
Mehr als die Hälfte dieser Menschen kommen aus Ländern der EU-Osterweiterung und hier vor allem aus Polen. Gut qualifizierte Ausländer werden nach Angaben der Arbeitsagentur in nahezu allen Branchen beschäftigt, gering qualifizierte mit nur wenig Sprachkenntnis überwiegend als Helfer im Hotel- und Gaststättengewerbe, auf dem Bau oder bei Reinigungsdienstleistern.
„Der Fachkräftebedarf kann mit ausländischen Fachkräften allein nicht gedeckt werden“, räumt Anja Schilde, Pressesprecherin der Arbeitsagentur in Cottbus, ein. Allerdings sei dies eine Möglichkeit, die regionale Arbeitgeber noch intensiver nutzen könnten. „Die Sprach- barriere und die Offenheit auch für einfache Tätigkeiten sind noch immer die größten Herausforderungen bei der Integration in den Arbeitsmarkt“, sagt sie.
Vor allem im Pflegebereich erwartet Götz Brodermann, Geschäftsführer des Carl-Thiem-Klinikums in Cottbus, in den nächsten Jahren einen Anstieg von Beschäftigten aus dem Ausland. Prognosen zufolge werden 20 000 Pflegekräfte allein im Land Brandenburg benötigt. „Wo sollen die herkommen?“, fragt er. Was dem Pflegebereich jetzt bevorsteht, ist bei den Medizinern längst gelebte Realität: Von den 330 Ärzten am CTK sind 108 ausländischer Herkunft. Das ist jeder Dritte. Ohne sie könnte das Krankenhaus weder seine Qualität noch seine Quantität halten, wie der Geschäftsführer betont. 20 Prozent der Bettenkapazität müssten aufgegeben werden, warnt er. Unter den Medizinern sind auch hochqualifizierte Ober- und Chefärzte. Neu gestartet ist jetzt ein Pilot-Integrationsprogramm für Hebammen aus Serbien.
VON SILKE HALPICK Erschienen in der Lausitzer Rundschau am 13.02.2019.

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